Die Seifensieder

Seifensieder, Seife, Handwerk, Kerzenzieher
um 1844 [Schreiber]

Seifensieder gab es seit dem Spätmittelalter und sie entwickelten sich als Beruf aus der Eigenproduktion heraus. Sie stellten flüssige Schmierseifen und feste Kernseifen her. Dazu vermengten sie Rindertalg mit Pottasche und versetzen diese Masse mit Natronsalz zum Erhärten. Oft stellten sie auch aus dem restlichen Talg, dem Unschlitt, Talglichter bzw. Unschlittkerzen her und standen damit in Konkurrenz zu den Lichterziehern und Kerzenmachern. Da ihre Arbeit feuergefährlich war und außerdem auch sehr stank, siedelten sich viele Seifensieder am Rande der Stadt an. Mit dem Aufkommen von Gas und Elektrizität wurde der Beruf des Seifensieders in herkömmlicher Weise überflüssig.

Zum Herstellen von Seifen benötigt man Öle und Fette. Aus ihnen gewinnt man durch Verseifung höherer Fettsäuren, der sogenannten Saponifikation, Alkalisalze.

Zum Seifensieden benötigt man dann eine Lauge, in der die Fette so lange gekocht werden, bis ein schleimiger Seifenleim entsteht. Die Lauge wird aus Holzasche oder Pottasche, also Kali hergestellt oder aus einer Kombination von Natron/Soda und Ätzkalk. Das Sieden der Seife kann nicht unbeaufsichtigt bleiben, da man die Masse stundenlang ständig umrühren muss. Um nun ein feste Seifenstück zu erhalten muss man dem Seifenleim Kochsalz hinzufügen. Dadurch trennen sich die festen (der Kern) von den flüssigen Bestandteilen (Unterlauge).

Durch das Sieden in Natronlauge erhält man Schmierseife. Siedet man das Fett dagegen in Kalilauge erhält man feste Seife. Die feineren Toilettenseifen werden mit Duft- und Farbstoffen, sowie Mandelkleie, Glycerin und Bimsstein veredelt.

50kg Talg & 100kg Seifenleim ergeben 70kg getrocknete Seife.

Seifen werden zum Waschen der Wäsche, zum Reinigen des Körpers und der Haare, als Fleckentferner und medizinisches Produkt verwendet.


Berufsbezeichnungen

Seifensieder, Seifensiederin, Seifsieder, Seifenmacher, Seiffensieder (19.Jh.), saiffensieder (18.Jh.)

Seifensieder in anderen Sprachen

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Albanisch:krijues sapuni
Bosnisch:sapunica
Bulgarisch:сапун машина
Dänisch:sæbe maker
Englisch:soap boiler, soap maker
Esperanto:sapo kreinto
Estnisch:seebija valmistaja
Finnisch:saippuaa
Französisch:fabricant de savon
Griechisch:σαπούνι
Irisch:déantóir gallúnach
Isländisch:sápu framleiðandi
Italienisch:saponaio
Lateinisch:factorem fullonum
Lettisch:ziepju veidotājs
Litauisch:muilo katilas
Luxemburgisch:Seefebuerce
Niederländisch:zeepsieder, zeepmaker
Norwegisch:såpe maker
Polnisch:producent mydła
Portugiesisch:fabricante de sabão
Rumänisch:producator de sapun
Russisch:мыло
Schwedisch:tvålpanna
Slowakisch:mydlový kotol
Slowenisch:kotel za milo
Spanisch:caldera de jabón
Tschechisch:mýdlo
Türkisch:sabun kazanı, sabuncu
Ungarisch:szappanfőző
Walisisch:gwneuthurwr sebon
Zulu:umenzi wesepha

Berufsfamilie:  
verwandte Berufe: Lichterzieher, Wachszieher, Kerzenmacher, Parfumeur

Seife im Schaufenster
2010, DE/Berlin – [Foto: Sulamith Sallmann]

Parfumeseifen

„[…]
Die wohlriechenden Seifen werden aus gewöhnlichen Fett- oder Öhlseifen, besonders aus Venetianer, Triester und Debrecziner Seife durch Zusatz wohlriechender Öhle, Pulver etc. verfertiget, und zwar in fester Tafel- oder Kugelform, in Büchsen, in Schachteln oder als Seifenschaum. Unter den vielen Arten dieser Seifen verdienen angeführt zu werden: die Seife von Windsor, von Neapel, die Sultansseife, die kosmetische Seife, die Pariser Seifen von Rosen, Benzoe, Vanille, Orangenblüthen, die durchsichtige oder krystallisirte Seife, die Nelken-, Mandel-, Palmen-, Millefleurs-, Pfeffermünzenseife u. v. a. Die sogenannte kryftallisirte, durchsichtige Seife, welche durch Auflösung in Weingeist, Eindicken und Vermischen mit wohlriechenden Öhlen entsteht, ist seit 6 oder 7 Jahren zuerst durch den Seifensieder Ant. Schlesinger in Wien bekannt geworden. Marmorirte Seife entsteht durch Beymischung von Pigmenten, z. B. Zinnober, Berlinerblau, Schüttgelb etc., und wird meist in runde Formen gegossen, um Kugeln zu erhalten, welche zuletzt noch abgedreht werden können. Die kosmetische Seife oder das Seifenpulver zum Waschen und Rasiren ist geriebene und getrocknete, mit calcinirtem Natron, Veilechenwurzel und wohlriechenden Öhlen vermischte Seife. Der Parfümeur erzeugt auch den Seifengeist aus gut geriebener Öhlseife mit Weingeist, und noch manche andere hierher gehörige Artikel.
[…]“

(aus: Stephan Ritter von Keess: Darstellung des Fabriks- und Gewerbswesens in österreichischen Kaiserstaate. vorzüglich in technischer Beziehung. 1819, Wien A. Strauss)


Arbeitsort

Seifensiederei, Seifenwerkstatt, Seifenfabrik

drei Männer sitzen an einem Gerät
1889, Spanien – [Calmettes]
buntes Sammelbild
[Monopol]

Mischanlage
(Henkel & Cie).
Seife, Soda und Wasserglas werden in flüssigem Zustande gründlich durchgemischt und dann durch einen Zerstäuber getrocknet, so daß das pulverisierte Seifenmittel zurückbleibt.
[Sammelbildreihe „Deutschland baut auf!“ von Monopol Cigaretten]


Seifen

ein Stück Seife

Alepposeife, Arztseife, Badeseife, Blumenseife, Brockenseife, Buttermilchseife, Cremeseife,  Duftseife, Fassseife, Feinseife, Flüssigseife, Gallseife, Gästeseife, Haarseife, Handschutzseife, Haushaltsseife, Hausseife, Honigseife, Kalkseife, Kernseife, Kinderseife, Klarseife, Luxusseife, medizinische Seife, parfümierte Seife, Rasierseife, Riegelseife, Salzseife, Schafsmilchseife, Seifenpulver, Seifennadeln, Steinölseife, Teerseife, Toilettenseife, Trockenseife, Zierseife


Ausbildungszeit

3-6 Jahre



Zutaten zum Seifensieden

tierische Zutaten:
Fischtran,
Talg von Schafen, Rindern, Ziegen;
Fett von Pferden, Schweinen, Walfischen, Robben, Galle

pflanzliche Zutaten:
Palmöl, Kokosöl, Olivenöl, Sesamöl, Rüböl, Hanföl, Leinöl, Kakaobutter, Sheabutter, Pech, Harze
zum Färben: Rote Bete, Möhren, Spinat


Herstellungsprozess der Seife

Zubereiten von Laugen, Sieden, Aussalzen, Garsieden, Formen


Holzstich: Seifensieder bei der Arbeit
1818/27, England

Das Handwerk bildete sich im Spätmittelalter heraus und wurde ursprünglich als häusliche Tätigkeit ausgeübt. Wie die Häuser der Kerzenmacher lagen die Betriebe meist am Stadtrand. Seifensieder und Lichterzieher verschmolzen zu einem Berufsstand.Seife als Luxusartikel wurde aus dem Mittelmeerraum importiert. Die heimischen Seifensieder stellten einfache Gebrauchsartikel her: Flüssige Schmierseife und feste Kernseife. Hierzu wurde Rindertalg mit Pottasche versetzt und mit Natronsalz gehärtet. Im häuslichen Bereich wurde Seife zur Körperreinigung und als Waschmittel benutzt, im Gewerbe fand sie als Walkmittel oder beim Bleichen Verwendung. Es war mehr Talg vorhanden, als Seife verkauft werden konnte. So zogen die Seifensieder aus ihren Schmelzkesseln auch Talglichter und traten damit in Konkurrenz zu den Metzgern. Mit der Einführung von Gas und Elektrizität fand das Handwerk der Seifensieder und Lichterzieher sein Ende.


englischer Text und Bild zur Seife
1858, englisch

„Die Seife, welche dazu dienet, den Schmuz aus den Kleidern und vom Leibe abzuwaschen, ist eine von Unschlitt oder andern Fette, und scharfer aus Asche oder lebendigem Kalk gezogenen Lauge, durch genugsames Sieben bereiteter zusammen geronnener Teig. Diese genannten Materien werden unter einander gemenget, und in einem großen eingemauerten Kessel gesotten, darauf aber in Formen gegossen, getrocknet und in kleine Stücke zerschnitten. Dieß geschieht entweder durch den Seifensieder (B), oder durch eine fleißige Hausmutter. Die gemeine Seife ist zweyerley, weiß und schwarz. Jene wird von Unschlitt, diese in Spanien und Italien von Oehle, in Holland und andern nordlichen Orten aber von Thran gemacht. Jene ist vest und hart, und lässet sich in Stücke formen; diese ist schmierig wie Butter. Die venetianische und spanische Seife ist die feinste. Zum Bartpuzen und Waschen der Hände und des Angesichtes, werden besondere Arten wohlriechender Seifen zugerichtet, die theils in Kugeln formiert, theils weich in Töpfen erhalten werden; dergleichen sondern zu Florenz, Rom und Neapel zu bekommen sind.“

(aus: Hrsg. J.S.Stoy. Bilder-Akademie für die Jugend. Nürnberg 1784)


Seifensiederinnung

auch Seifensiederbruderschaft genannt


Seifensiederordnung

14. September 1750
Sammlung der württembergischen Regierungs-Gesetze
Autor/Hrsg.:Gustav Hermann Zeller, Friedrich Franz von Mayer, Gustav Hermann Zeller, Friedrich Franz von Mayer, Tübingen 1843
Darin steht u.a., dass Lehrjungen nur durch Meister (die diesen Titel auch schon mind. 2 Jahre tragen) ausgebildet werden dürfen. Die Aufnahme eines Lehrjungen musste schriftlich gemeldet werden, und wurde mit 1 Gulden Strafe belegt, wenn es nicht erfolgte. Danach folgte die Probezeit von 2-3 Wochen. Die Lehrzeit dauerte in der Regel drei Jahre.
Nach Abschluss der Ausbildung sollten die fertigen Lehrjungen, wenn sie Söhne vom Meister waren, zwei Jahre und die anderen drei Jahre auf Wanderschaft gehen, also „auf dem Handwerk reisen“.
Ebenso wurde vorgeschrieben, dass die Seifensieder das Wappen ihrer Stadt und ihren eigenen Meisternamen aufdrucken sollten.


Seifenreklame

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Seifenmacher in Nablus, gefilmt von by Eirik Moe, 2014

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Savonnerie de l’Atlantique


1 Kommentar zu „Die Seifensieder“

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