Der Knopfmacher

Farbfoto: 2 Hornknöpfe in Nahaufnahme

Die Knopfmacher waren zünftige Handwerker, die vornehmlich Knöpfe herstellten, aber auch Gürtelschnallen, Gewand- und Miederhäkchen, Kordeln und Quasten, sowie Crepine  (eine Art Fransenknopf zur Verzierung) und Portepees  (versilberte o. vergoldete Quasten für Degen o. Uniformen).
Mit der Herstellung von Knöpfen befassten sich bis zum 14. Jahrhundert die verschiedensten Handwerker, zum Beispiel GoldschmiedeGürtler, Paternostermacher und v.a. Posamentierer

Holzschnitt: Knopfmacher zeigt fertige Knöpfe
1647, England

Knöpfe waren zwar bereits in der Antike bekannt, dienten aber derzeit vornehmlich als Zierde, denn als Kleiderverschluss. Um 1200 vollzog sich in Europa der Wandel zu geknöpfter Kleidung. Die bis dato weiten Gewänder, die oftmals nur umgehängt und geschnürt wurden, trug man von nun an enger am Körper. Der Knopf in seiner heutigen Funktion setzte sich im 13./14. Jahrhundert endgültig durch, befördert auch durch das in dieser Zeit neu aufgekommene Knopfloch.

Mit der steigenden Verwendung des revolutionären neuen Kleiderverschlusses und der daraus resultierenden Nachfrage entstand im späten Mittelalter der Handwerksberuf des Knopfmachers.


Knopfmacher, ein Handwerker, welcher allerley gesponnene Kleiderknöpfe verfertiget.

Knopfgießer, eine Art Gürtler, welcher allein weiß […] zu gießen, und vornehmlich Kleiderknöpfe, Schnallen u.s.f. verfertiget.

Knopf, […] am häufigsten ist dieses Wort von den runden oder bald runden Körpern an den Enden der Kleider, dieselben dadurch vermittelst der Knopflöcher an einander zu befestigen. Ein Kleid mit seidenen, goldenen, messingenen Knöpfen. Gesponnene, gestickte, gegossene Knöpfe u.s.f. da denn auch der Nahme bleibt, wenn gleich die veränderliche Mode die Gestalt dieser Knöpfe auf tausenderley Art umschaffet. Hemdeknöpfe, ähnliche Knöpfe das Hemd damit zuzuknöpfen.

[Johann Christoph Adelung ‚Grammatisch-kritisches Wörterbuch der hochdeutschen Mundart‘ – Leipzig, 1793–1801]

kolorierte Zeichnung: Knopfmacher arbeitet stehend an Tisch vor Fenster
1839 [Arnz?]

„Man macht die  Knöpfe   der Kleider, nach Verschiedenheit der Absicht, wozu sie gebraucht werden sollen, und nach der herrschenden Mode, von verschiedener Materie, Größe und Gestalt, oder Faßon. Ihrem Gebrauche nach, lassen sich dieselben füglich in Rock= Westen= Kamisol= und Hemde=Knöpfe etc. eintheilen. Ihrer Größe nach, sind sie theils groß, theils klein. Ihre Gestalt oder Faßon, ist sehr mannichfaltig.“
[Johann Georg Krünitz  ‚Oeconomische Encyclopädie‘ – Berlin, 1773-1858]


Berufsbezeichnungen

Knopfmacher,    –  (veraltet)  Knopfler,  Knöpfler,  Knöpffmacher,  Knepfmacher,
sowie   Knaufelmacher,   Knäufler,   Knaufmacher, Knopfstricker, Knopfsticker, Knopfgießer, Knopfdreher, Knopfschmied

Knopfmacher in anderen Sprachen

bitte hier aufklappen
Englisch:button-maker
Französisch:boutonnier
Italienisch:produttore di bottoni
Niederländisch:knopenmaker
Polnisch:guzikarz
Portugiesisch:produtor de botãos
Rumänisch:
Russisch:изготовитель кнопки
Slowenisch:kovanec za gumb
Spanisch:fabricante de botones
Ungarisch:gombház

Spezialisierungen:   Knopfdreher,   Knopfgießer,   Knopfpresser,  Knopfschneider, Knopfspinner
verwandte Berufe:   Gürtelmacher,   Posamentierer


Der Knopfmacher 1761

Kupferstich: drei Knopfmacher bei verschiedenen Arbeitsschritten
1698 – [Christoph Weigel]
Originaltext

Der Knöpffmacher.
Im guten haltet an, und dienet Jederman.


Es steckt ein hölzern Herz vergraben
ein Knopf von Seiden oder Gold:
so ligt offt in den Reichtums-Gaben
ein Herz, das Armen wenig hold.
Wolt ihr im Glück Gott wolgefallen?
So liebt die Mildigkeit vor allem.


Der Knöpff-Pesser.
Kein grober Knopf sey in dem Kopf.


Kopf als Töpfe voller Knöpfe,
grob und Grollens-volle Kröpfe.
brechen offt, durch Mund und Brust:
besser taugte, wer zu zeiten,
seinen Mund, mit Höflichkeiten,
einzuknöpfen hätt gewusst.

Originaltext
Kupferstich: zwei Männer und eine Frau stellen Pressknöpfe her
1698 [Christoph Weigel]

Knopfmacher in den Nürnberger Hausbüchern


Zunft- und Berufszeichen

Gründung von Knopfmacher-Zünften 
im deutschsprachigen Raum:

  1618  Strassburg  •  1629  Nürnberg    1637  Bremen
  1662  Basel    1684 Frankfurt/M.    1691  Wien
  1698  Berlin    1710  Augsburg    1718  Kassel
  1719  Württemberg/Stuttgart    1720  Artern


Schutzpatron: Der heilige Ludwig

Miniatur mit Goldauflage: Der heilige Ludwig mit Krone und Zepter
Der heilige Ludwig – um 1235

Der historische Ludwig und Namensgeber war von 1226 bis 1270 König (Ludwig IX.) von Frankreich und zählt zu den bedeutenden europäischen Monarchen des Mittelalters. Seine Herrschaft blieb in Frankreich als ein goldenes Zeitalter (Le Siècle d’Or de Saint-Louis) in Erinnerung, in welchem Frankreich sowohl einen ökonomischen als auch politischen Höhepunkt erreichte. Die Eckpfeiler seiner Lebensführung waren Mäßigung, Vernunft, Tapferkeit und ritterliche Höflichkeit. Er galt als Idealtypus eines christlichen Herrschers – 1297 erfolgte seine Heiligsprechung.


Knopfmacher bei der Arbeit


Materialien zur Knopfherstellung

Dem Material nach, sind sie entweder (1) von Metall; als: Gold, Silber, Kupfer, Domback, Prinzmetall, Messing, Zinn, Stahl und Eisen – (2) von verschiedenen edeln oder unedeln gefärbten Steinen, als: Diamanten, Rubinen, Schmaragden, Granaten, Topasen, Achat, Bernstein etc. – (3) von Krystall= oder anderm gefärbten oder ungefärbten Glase – (4) von Perlmutter – (5) von Elfenbein oder Knochen – (6) von Horn – (7) von Schildkröten=Schale – (8) von Schalen der Cocos=Nuß – (9) von Holz – (10) von gesponnenem Gold= und Silber=Draht – (11) von Seide(12) von Haaren, als: Kamel= Ziegen= und Pferde=Haaren – (13) Wolle – (14) flächsenem und hänfenem Garne oder Zwirne – (15) allerley wollenem, härenem, seidenem oder leinenem Gewebe, als: Tuch, Zeug, Sammet, Atlaß, Band, Fell etc.

[Johann Georg Krünitz  ‚Oeconomische Encyclopädie‘ – Berlin, 1773-1858]

Werkzeuge und Hilfsmittel

Kupferstich: zwei Frauen an Knopfpressen und Mann an Knopfstanze arbeitend
1877, USA – [Bross]
Farbfoto: Knopfpresse für Metallknöpfe
Metallknopfpresse – Mitte 20. Jh

Diverses vom Knöpfemachen

Knöpfe aus Bein

Farbfoto: Knochenfragmente mit Stanzlöchern

Beinknöpfe waren nicht etwa Knöpfe für’s Bein – vielmehr ist Bein hier eine Ableitung von Gebein, also Knochen; wozu auch Elfenbein und Horn gezählt wird. Bein gehört, wie Holz, zum ältesten Material für Kleidungsverschlüsse (damals: Knebel), aus denen schließlich der Knopf hervor ging.
Die Knochen wurden gekocht, in Scheiben gesägt und mit einem Zurichtbeil grob in Form gebracht oder Rohlinge mit einer Stanze aus einer Knochenplatte herausgelöst. Die weitere Bearbeitung efolgte mittels einer Knopfdrehbank. Nach dem Ausbohren der Knopflöcher wurde und dem Entgraten mit einer Feile kamen die Knöpfe in ein sog. Schleiffass, in dem sie unter Zugabe von Bimsstein tagelang herumgewälzt wurden, bis die Oberflächen geglättet waren. Ein zweiter Schleifgang mit Wasser und gemahlener Kreide sorgte für den Feinschliff. Anschließend nahm man zum Polieren der Knopfvorderseiten einen Wollappen mit Polierbrei aus Holzkohle und Schmierseife. Zum Schluss erhielten die Knöpfe durch Schleudern in einem wachsgetränkten Sack ihren Glanz. In Schachteln verpackt, auf Schnüre gefädelt oder auf Pappkärtchen aufgenäht, gelangten sie schließlich im Bauchladen eines Hausierers oder auf den Markt.

(zum Bild: Knochenfragmente mit Stanzlöchern aus dem 15. Jh [Andreas Praefcke])

Aus ALT mach NEU

Farbfoto: gegossener Zinnknopf mit Öse
gegossener Zinnknopf

Einige Knopfmacher verdienten ihren Lebensunterhalt mit dem Umschmelzen von gebrauchten Zinngegenständen (Krüge, Teller u.ä.). Aus dem in eisernen Pfannen geschmolznen, also wieder verflüssigten Zinn gossen sie neue Knöpfe. Nach dem Abkühlen wurden diese den Formen entnommen, entgratet und poliert. Dann bekamen sie noch ein Messing-Öhr angelötet und konnten für den Verkauf auf Pappe gesetzt werden, was oft mit einem Strohhalm gemacht wurde.

Der Kalotzknopf

Druckgrafik: Kalotzknopfteile und Beschreibung

Massive Knöpfe, die aus Blechen geschlagen wurden, waren sehr teuer, weil sie wegen des großem Gewichtes hohe Frachtkosten verursachten. Die Einführung des Kalotzknopfes brachte die Wende. Er bestand aus dem Oberteil (oder der Schale), das die Prägung zeigte, dem Einsatz aus Pappdeckel und dem Stieldeckel (Unterteil) mit der Öse.

Die technischen Anforderungen waren nun bedeutend höher; an Maschinen verwendete man primitive Fallhämmer ohne Antrieb, Handpressen und Nietblöcke. Als Werkzeug benötigte man einfache Rundschneider und Lochen sowie Knopfstanzen mit doppelten Druckwerkzeugen. Diese Werkzeuge waren wandlungsfähig, und so entstanden die verschiedenen Knopfarten.

Die Kalotzknöpfe, die ursprünglich in flacher Form hergestellt worden waren, wurden mit Abbrand flach und konkav, glatt und gemustert mit verschiedenen Dessins, hauptsächlich in Tombak gefirnißt, weiß gekocht und auch versilbert geliefert.

[Ernst Voye ‚Geschichte der Industrie im märkischen Sauerland‘ – Hagen, 1913]

Knöpfe aus Perlmutt – edel und glänzend wie Seide

Zur Fertigung von hochwertigen Knöpfen ist bis heute das irisierend schillernde Material aus der innersten Schalenschicht von Perlmutt-Muscheln besonders begehrt.
Die erste deutsche Fabrik für Perlmuttknöpfe wurde 1831 durch August Zierfuß in der nordthüringischen Stadt Bad Frankenhausen gegründet, welche sich bis 1953 in Familienbesitz befand, bevor es seitens der damaligen DDR der Verstaatlichung anheim fiel.
Im Jahre 1912 liefen ca. 200 amerikanische Knopf-Fabriken auf Hochturen; millionenfach wurden Perlmuttknöpfe produziert. Da Perlmutt auch gefärbt werden kann, wurden auch viele Knöpfe mit unterschiedlichen Farbtönen gehandelt.

Farbfoto: Perlmuttmuschel, Rondell und Beschreibung
Austernmuschel
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Der größte  ‚Perlmuttknopf‘  der Welt hat übrigens einen ø von ca. 5,3 m, Das Prachtstück kann in der letzten österreichischen Perlmuttmanufaktur  ‚RM Perlmuttdesign‘  in Felling  (nahe Nationalpark Thayatal)  bewundert werden. Als Besucher der Manufaktur erhält man darüber hinaus mittels Ausstellung und diversen Veranstaltungen einen Einblick in das historische Handwerk und die Technologien, die heute zum Einsatz kommen.


Dies & das


Buchempfehlungen

Buchcover 'Lehrbuch der gesamten Knopfindustrie'
Buchcover 'Die Knopfmacherin'G.A. Leithäuser  ‚Lehrbuch der gesamten Knopfindustrie‘
– Velag Günz & Eule, 1920

BuchcoverCorinna Neuendorf  ‚Die Knopfmacherin‘
– Ullstein TB Verlag, 2011

Dr. W. Hostert  ‚Lüdenscheid und die Knöpfe‘
– Hrsg. Knopfmuseum Lüdenscheid, 1976

Buchcover 'Das Knopfbuch'

Stephanie Schneider ‚Das Knopfbuch‘
– Insel-Bücherei, 2018

 


Farbfoto: Knopf aus Kunststoff